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Kardschali und Perperikon

• Thrakische Hauptstadt

  In Kardschali begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart. Heute ist die Stadt das regionale Verwaltungszentrum und zugleich liegt Perperikon, die alte thrakische Hauptstadt, nur wenige Kilometer entfernt. Außerdem ist die Provinz Kardschali der in ethnischer und religiöser Hinsicht vielfältige Teil des modernen bulgarischen Staates.

• Kardschali
  

  Als Verwaltungszentrum der Provinz gleichen Namens, beherbergt die Stadt 44.000 Einwohner verschiedener ethnischer und religiöser Herkunft. Kardschali ist für sein Geschichtsmuseum bekannt, in dem zahlreiche archäologische Funde aus den nahegelegenen thrakischen Ausgrabungsstätten zu finden sind.

  Kardschali wird vom Fluss Arda durchquert, wobei das Stadtzentrum am Nordufer liegt. Arda ist auf beiden Seiten der Stadt zu zwei Seen aufgestaut, mit dem Kardschali Stausee im Westen, und dem Studen Kladenets im Osten. Beide Stauseen sind auf dem Gebiet des Stadtzentrums durch ein hydroelektrisches Großprojekt mit dem Namen Wasserspiegel verbunden. Dieser massive Kanal, der 3 km lang und 160 m breit ist, wurde 2009 erbaut und bietet an seinen Ufern nunmehr attraktive Promenaden und Wassersportanlagen.

  Das Regionale Historische Museum in Kardschali ist die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt. In einem beeindruckenden Gebäude des Architekten Alexander Pomerantsev aus den 1920er Jahren beherbergt das Museum 45.000 Exponate, die das Leben in den Rhodopen veranschaulichen. Neben Ausstellungsstücken zur Natur und Ethnographie der Rhodopen sind hier wichtige Artefakte aus den thrakischen Ausgrabungsstätten Perperikon und Tatul zu bestaunen. Ein weiterer bemerkenswerter Anblick ist das mittelalterliche Kloster Johannes der Täufer, ursprünglich vom sechsten bis zum achten Jahrhunderten erbaut, das sich unmittelbar am Südufer der Arda befindet.

• Perperikon
  

  Von weitem sieht dieser 470 m hohe Felshügel unauffällig aus, weshalb er viele Jahrhunderte einen einzigartigen archäologischen Schatz verbergen konnte - die Ruinen der alten thrakischen Stadt Perperikon.

  Das Gebiet um Perperikon wurde zuerst um 5.000 v. Chr. Besiedelt, wobei in den darauffolgenden Jahrtausenden neolithische, dem Sonnengott geweihte Heiligtümer auf dem Hügel errichtet wurden. Sobald sich Metallwerkzeuge in der frühen Eisenzeit ausreichend entwickelt hatten, wurde ein ovaler Saal mit einem riesigen kreisförmigen Altar gebaut – der berühmte Tempel des Dionysios. Im letzten Jahrtausend v. Chr. wuchs Perperikon beträchtlich und wandelte sich zu einer befestigten Stadt mit Tempeln, Wohnvierteln und 2,8 m starken Mauern.

  Obwohl der Komplex mehrmals abgebrannt und zerstört wurde, zum Beispiel 378 v. Chr. durch die Goten, wurde er immer wieder aufgebaut und gedieh als Gemeinde bis zum 14. Jahrhundert. Um das 5. Jahrhundert, als sich das Christentum in den Rhodopen ausbreitete, entwickelte sich Perperikon in ein religiöses Zentrum und zugleich in eine Festung. Vor kurzem wurden in Perperikon die Überreste der ältesten Kirche auf bulgarischem Territorium entdeckt – die einschiffige Basilika hat eine Länge von 16,5 m und eine reichhaltig verzierte Steinkanzel. Diese Kirche bestand bis zum 14. Jahrhundert, als sie von den osmanischen Invasoren zusammen mit dem Rest des Komplexes zerstört wurde. Perperikon war völlig vergessen und wurde erst im Jahr 2000 wiederentdeckt.

• Tatul
  

  Neben Perperikon gibt es weitere lohnende Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Kardschali, wie etwa die Felsformation Steinerne Pilze, oder Tatul - eine antike thrakische Grabstätte.

  Das Naturphänomen Steinerne Pilze befindet sich etwa 20 km nördlich von Kardschali an der Straße nach Haskovo. Diese vulkanische Felsformation besteht aus Rhyolith und ragt bis zu 3 m aus der Erde empor. Die Pilze sind überwiegend weiß mit einem rosa Schimmer, verursacht durch das Zeolith-Mineral Klinoptilolith, sowie mit blauen und schwarzen Flecken aufgrund von Mangan-Konkretionen. Die 3 ha große Fläche steht als Naturdenkmal unter Schutz, ist aber für Besucher zugänglich.

  Tatul ist ein antikes thrakisches Felsengrab und Heiligtum rund 25 km südöstlich von Kardschali. Wie auch bei Perperikon der Fall, wurde diese einzigartige religiöse Kultstätte, die auf 4.000 v. Chr. datiert, erst in den 2000er Jahren entdeckt. Die Grabstätte Tatul wird von Archäologen entweder als Grab des Königs Rhesus von Thrakien oder als Teil des Kults von Orpheus gedeutet. Viele in Tatul ausgegrabene Artefakte gehen auf das 19. und 18. Jahrhundert v. Chr. zurück, jedoch gipfelte die religiöse Aktivität erst um das erste Jahrhundert v. Chr., als ein Tempel für den hier begrabenen Mann errichtet wurde. Heute ist die Grabesstätte eine touristische Sehenswürdigkeit und somit leicht zugänglich.